Als Mann, Ehemann und Familienvater habe ich die Verantwortung für meine Familie zu sorgen. Das ich genug Geld verdiene, sodass wir ein schönes zu Hause haben, ich alle Wünsche und Bedürfnisse der Kinder decken kann und dass wir regelmässig in die Ferien gehen können. Ich sollte auch immer gut gelaunt sein und alle Aktivitäten aus Beruf, Familie und Freizeit unter einen Hut bringen. Easy…

Ich schämte mich, dass ich nicht alles was an mich herangetragen wurde meistern konnte. In unserer Leistungsgesellschaft, werden wir getrimmt, damit wir Leistung erbringen. Aber bei mir ging nichts mehr. Zuerst einige kleine Flüchtigkeitsfehler, dann konnte ich immer wie mehr meine Versprechen nicht mehr halten. Bis ich mich rasieren als Mamut-Aufgabe aufgefasst habe und ich in den Ferien keine Energie und Lust hatte etwas zu unternehmen.

Als ich mit meiner Therapeutin über meine Scham gesprochen haben, hat sie mich gebeten mit ihr auf die Strasse zu kommen. Sie zeigte auf ein parkiertes Auto. Einen Mini Cooper. Sie bat mich das kleine Auto aufzuheben. Ich schaute sie verdutzt an. Das ist doch viel zu schwer. Sie sagte: ah sie sind sich also der Grenzen ihrer physischen Kraft bewusst? Schämen sie sich, dass sie das Auto nicht aufheben können?

Wir alle haben unsere Grenzen, bezüglich was wir stemmen können. Die Grenzen unserer physischen Kraft sind wir uns bewusst. Leider die Grenzen unserer mentalen Kapazität oft nicht so ganz. Es ist ganz in Ordnung und ganz normal, dass wir nicht alles meistern können. Irgendwann hat jeder seine mentale Grenze erreicht. Einige von uns sind von Grund auf mit mehr mentaler Stärke ausgestattet. Und natürlich kann man seine mentale Kapazität auch trainieren, Stichwort Resilienz. Aber wir sollten dies auch nicht mit Leidensfähigkeit verwechseln, denn wir sind keine Kriegsgefangenen.

Der Schlüssel liegt dabei, dass man sich selber kennt. Zu wissen wo die eigenen Grenzen liegen. Zu wissen wie man Nein sagt und zu wissen was einem, Energie zieht und was einem Energie gibt. Und sich nicht zu schämen, sondern zu seinen Stärken und Schwächen und auch Grenzen zu stehen!  Zu diesen Themen folgen demnächst einige Beiträge.