Ich bin ein werteorientierter Mensch. Ein Teil meines Burnouts hängt damit zusammen, dass ich in einem Arbeitsumfeld war, in dem mein Vorgesetzter andere Werte hatte als ich. Besonders wichtig für mich sind: Kollaboration, Vertrauen und Ehrlichkeit!

Kollaboration: Als Financial Business Partner habe ich an den Budgets für einige Geschäftsbereiche gearbeitet. Ich glaube an den Aufbau einer starken Beziehung zu meinen Geschäftspartnern. Basierend auf Vertrauen und offener/ehrlicher Zusammenarbeit und Kommunikation. Nachdem ich 4 Jahre mit ihnen gearbeitet hatte, hatten wir eine gegenseitige und freundschaftliche Beziehung. Anscheinend hätte ich so nicht arbeiten sollen. Wenn Du Deinen Geschäftspartnern zu nahe stehst, kannst Du ihnen gegenüber nicht kritisch und hart genug zu ihnen sein, wenn es hart auf hart kommt. Du arbeitest für die Finanzabteilung, nicht für die Onkologie, Andy! Ich bin mit dieser Sichtweise grundlegend nicht einverstanden. Selbst nach all den Jahren, wenn ich jetzt diese Zeilen schreibe, muss ich immer noch den Kopf schütteln.

Vertrauen: Ich hatte nicht das Gefühl, dass man mir vertraut. Ich glaube, mein Vorgesetzter hat mir nicht zugetraut, den Job zu machen. Ich weiß nicht, warum? Ich habe den Job schon 4 Jahre lang gemacht, bevor er dazu kam. Sehr bald habe ich ihm auch nicht mehr vertraut. Wir waren uns nicht nur völlig uneinig darüber, was meine Rolle beinhalten sollte, sondern auch seine. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er auf unserer Seite war. Irgendwie nicht Teil des Teams. Irgendwie war es er gegen uns…

Ehrlichkeit: Ein halbes Jahr, nachdem das neue Management an Bord kam, waren die Jahresendbewertungen fällig. Mein direkter Manager gab mir eine gute Durchschnittsbewertung. Sein Vorgesetzter wollte mir aber aus irgendeinem Grund ein Zeichen geben, dass er mit meiner Leistung nicht zufrieden war. Also musste mein direkter Vorgesetzter in das System gehen und seine ursprüngliche Bewertung ändern. Da mir das alles nicht mitgeteilt wurde, bekam ich die schlechte Bewertung einfach serviert. Leider wusste ich, wie man die vorläufige Bewertung und die Zeitstempel im Bewertungssystem einsehen kann. So sah ich deutlich die ursprüngliche Bewertung und dann die geänderte, nachdem die beiden eine Sitzung hatten. Das Vertrauen war weg. Auch die Ehrlichkeit war weg, denn als ich meinen direkten Chef damit konfrontierte, stritt er es ab.

Der Konflikt in mir war ein Gefühl, das ich noch nie zuvor gespürt hatte. Die Traurigkeit und Hilflosigkeit waren überwältigend. Mir war übel. Umso mehr, weil Zusammenarbeit, Vertrauen und Ehrlichkeit zu dieser Zeit Unternehmenswerte waren. Dass sie so unterschiedlich interpretiert werden können?

Wenn die Unterschiede in den Werten so groß sind, muss man sich schützen, mutig sein und weiterziehen. Meine Strategie, meinen Chef auszusitzen, weil ich dachte, dass er ein Karrieretyp ist und innerhalb von 2 Jahren gegangen sein wird (oder bevor er zu viel Schaden anrichten konnte), hat leider nicht funktioniert. Es ist eine harte Entscheidung und eine unfaire, aber eine, die ich definitiv treffen würde.